Zukunftsvisionen und zivilisatorische Scheidewege

China, der Westen und die Pandemie

Abstract

Die Ausbreitung von Covid19 auf globaler Ebene und die Erklärung der Pandemie haben das prekäre wirtschaftliche, politische und soziale Gleichgewicht des Weltsystems erschüttert und deutlich gemacht, dass die globale Ordnung dringend wieder aufgebaut werden muss, dass das derzeitige Entwicklungsmodell nicht nachhaltig ist und dass die Sozialsysteme zunehmend regressiv sind. Was jedoch eine Gelegenheit hätte sein können, entpuppte sich als große Täuschung: Mangel an politischer Führung und Fähigkeit zur Zusammenarbeit auf internationaler Ebene und Armut an intellektuellen Ressourcen zur Entwicklung alternativer Zukunftsvisionen. In diesem Zusammenhang nahmen die Spannungen zwischen den westlichen Ländern und China zu, das trotz seiner zahreichen auf seinem Willen zur Führung der Weltpolitik verharrt. In diesem Artikel analysiere ich die intellektuelle Basis und die jüngste Produktion chinesischer Intellektueller, auf die sich diese Führung stützt und wo ausgehend von verschiedenen ideologischen Räumen postpandemische Probleme mit den starken Ideen der chinesischen Vision der zivilisatorischen Zukunft artikuliert werden. Darunter: der "spezifisch chinesische Sozialismus", "der chinesische Traum als Menschheitstraum" und "Tianxia" (alles unter dem Himmel) als Imperium; die One Belt-One Road-Initiative und die Volksdiplomatie (im Gegensatz zur " Wolf Warrior"-Diplomatie) als Instrumente zur Verwirklichung dieser Ideen; und schließlich die Möglichkeit eines neuen Kalten Krieges, China als Bedrohung und China als Chance.